Die Vorgeschichte der Schlacht 1411

1384 war Hedwig (Jadwiga), eine Tochter des zwei Jahre zuvor verstorbenen Königs Ludwig von Ungarn und Polen, zur Herrscherin des polnischen Teilreiches gekrönt worden, das damit wieder selbständig wurde. Bereits laufende Verhandlungen mit den benachbarten Litauen führte dann zunächst 1385 zum Vertrag von Krewo, durch den unter anderem Polen mit dem angrenzenden Staat eine Union einging und die Ehe zwischen Jadwiga und den litauischen Herrscher, Großfürst Jagiello (Wladislaw), beschlossen wurde. Die Hochzeit fand im nächsten Jahr in Krakau statt. In der folgenden Zeit sorgte zwar der Großfürst Witold, eine Vetter Wladislaws, der skrupellos zum führenden Mann in Litauen aufstieg, für ständige Probleme zwischen den beiden Teilreichen; aber die wachsende gemeinsame Gegnerschaft gegen den Deutschen Orden sorgte letztendlich doch dafür, dass sich die polnisch-litauische Union bewährte.

Der schwelende Konflikt um Samaiten führte zum Ausbruch des Krieges zwischen dem Deutschen Orden und Polen-Litauen in Jahr 1409 und leitete eine Kette von Ereignissen ein, an deren Ende die Schlacht bei Tannenberg stand. Der begehrte Landstrich war den Orden im Frieden von Sallinwerder 1398 zugesprochen worden, zu einem Zeitpunkt, da die Litauer ihre Kräfte gegen die Tartaren sammeln mussten (Schlacht bei Worskla 1399) 1409 stachelte Großfürst Witold jedoch die Samaiten zum allgemeinen Aufstand gegen die Ordensherrschaft an, obgleich er die Rechte des Ordens in einem Vertrag von 1404 bestätigt hatte.

Als Jagiellos Gesandter, der Erzbischof von Gnesen, auf eine Frage des Hochmeisters den Deutschen Orden, Ulrich von Jungingen, erklärte, der polnische König werde nicht tatenlos zusehen, falls der Orden bei der Bekämpfung des Aufstandes in Samaiten einfallen sollte, beschloss der Hochmeister, zunächst Polen zu bezwingen. Er begann daher im August 1409 den Krieg, dessen Höhepunkt die Schlacht bei Tannenberg am 15. Juni 1410 werden sollte.

Aufmarsch der Heere

Der Deutsche Orden war schlecht darüber unterrichtet, welche Kriegspläne der Polenkönig verfolgte. Der Hochmeister rechnete mit Angriffen von verschiedenen Seiten auf sein zwischen den Mächten Polen und Litauen gelegenes Gebiet. Seine Strategie war vorerst auf Defensive ausgerichtet. Große Teile seiner Truppen setzte er zur Verteidigung der Neumark, des Kulmer Landes und der Ostgrenze ein. Er selbst sammelte sein Hauptheer auf den linken Weichsel-Ufer bei Schwetz, das die Soldaten aus dem Reich und die angeworbenen Söldner aufnehmen sollte, um sich dann auf den Schwerpunkt des polnischen Angriffs auszurichten.

Ulrich von Jungingen überließ so dem Polenkönig die Initiative. Jagiello und Witold dagegen waren sich einig, alle Kräfte zu konzentrieren und den Hauptschlag zur Vernichtung des Ordens zu wagen.

Die Zusammenführung des polnisch-litauischen Heeres geschah mit einer Planmäßigkeit, die weit über ähnliche Leistungen mittelalterlicher Kriegsführung hinausging. Am 30. Juni 1410 versammelten sich die Truppen des Königs. Aus dem Süden zogen Kontingente Kleinpolens heran, zu denen zuvor schon die Scharen aus Podolien und Moldawien gestoßen waren. Am weitesten her kamen Banner aus Kiew. Von Westen her marschierten Heeresteile der Großpolen, die mit Schiffsbrücken - für die damalige Zeit etwas Ungewöhnliches - über die Weichsel setzten. Von Osten rückten die Tartaren und Litauer, den Narew entlang kommend, heran. Im Süden stand Janusz von Masowien mit seinem Herr bereit.

Die Truppenteile bewegten sich mit der für damalige Verhältnisse sehr hohen Marschleistung von 100 Kilometern in einer Woche nach Norden und standen am 8. Juni nordwestlich von Lauenburg. Die tief in die Sandhöhen einschneidende Drewenz behinderte dort aber jegliche Kampfhandlung, und so marschierte das Polenherr nach Südosten über Lauenburg zurück nach Soldau und dann weiter nördlich nach Gilgenburg. Diese Städte musste, vor allem durch die Tartaren, Furchtbares an Kriegsgräueln hinnehmen. Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden hingeschlachtet; und das Land brannte weithin.

Schnell verbreiteten sich die schrecklichen Nachrichten im Ordensheer und lösten dort feste Entschlossenheit und Kampfeswut aus. Der Hochmeister marschierte nun in Eilmärschen über Löbau nach Grünfelde, um diesem mordbrennenden Heer den Weg ins Land zu verlegen. Hier trafen sich beide Heere zur Entscheidungsschlacht, der größte im Mittelalter auf deutschen Boden.

Auf Lagekarte (Seite 18-20) ist das Dorfdreieck angegeben, in dem sich die Schlacht abgespielt hat: Grünfeld (Grunwald) - Tannenberg (Stebark) - Ludwigsdorf (Ludwigowo).

Im ganzen gehört diese Landschaft zu den Masurischen Seenplatten, ein in den Eiszeit gebildetes Geestland mit Hochmooren, Heide und Mischwald.

Aufmarsch der Heere

Der Deutsche Orden war schlecht darüber unterrichtet, welche Kriegspläne der Polenkönig verfolgte. Der Hochmeister rechnete mit Angriffen von verschiedenen Seiten auf sein zwischen den Mächten Polen und Litauen gelegenes Gebiet. Seine Strategie war vorerst auf Defensive ausgerichtet. Große Teile seiner Truppen setzte er zur Verteidigung der Neumark, des Kulmer Landes und der Ostgrenze ein. Er selbst sammelte sein Hauptheer auf den linken Weichsel-Ufer bei Schwetz, das die Soldaten aus dem Reich und die angeworbenen Söldner aufnehmen sollte, um sich dann auf den Schwerpunkt des polnischen Angriffs auszurichten.

Ulrich von Jungingen überließ so dem Polenkönig die Initiative. Jagiello und Witold dagegen waren sich einig, alle Kräfte zu konzentrieren und den Hauptschlag zur Vernichtung des Ordens zu wagen.

Die Zusammenführung des polnisch-litauischen Heeres geschah mit einer Planmäßigkeit, die weit über ähnliche Leistungen mittelalterlicher Kriegsführung hinausging. Am 30. Juni 1410 versammelten sich die Truppen des Königs. Aus dem Süden zogen Kontingente Kleinpolens heran, zu denen zuvor schon die Scharen aus Podolien und Moldawien gestoßen waren. Am weitesten her kamen Banner aus Kiew. Von Westen her marschierten Heeresteile der Großpolen, die mit Schiffsbrücken - für die damalige Zeit etwas Ungewöhnliches - über die Weichsel setzten. Von Osten rückten die Tartaren und Litauer, den Narew entlang kommend, heran. Im Süden stand Janusz von Masowien mit seinem Herr bereit.

Die Truppenteile bewegten sich mit der für damalige Verhältnisse sehr hohen Marschleistung von 100 Kilometern in einer Woche nach Norden und standen am 8. Juni nordwestlich von Lauenburg. Die tief in die Sandhöhen einschneidende Drewenz behinderte dort aber jegliche Kampfhandlung, und so marschierte das Polenherr nach Südosten über Lauenburg zurück nach Soldau und dann weiter nördlich nach Gilgenburg. Diese Städte musste, vor allem durch die Tartaren, Furchtbares an Kriegsgräueln hinnehmen. Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden hingeschlachtet; und das Land brannte weithin.

Schnell verbreiteten sich die schrecklichen Nachrichten im Ordensheer und lösten dort feste Entschlossenheit und Kampfeswut aus. Der Hochmeister marschierte nun in Eilmärschen über Löbau nach Grünfelde, um diesem mordbrennenden Heer den Weg ins Land zu verlegen. Hier trafen sich beide Heere zur Entscheidungsschlacht, der größte im Mittelalter auf deutschen Boden.

Auf Lagekarte (Seite 18-20) ist das Dorfdreieck angegeben, in dem sich die Schlacht abgespielt hat: Grünfeld (Grunwald) - Tannenberg (Stebark) - Ludwigsdorf (Ludwigowo).

Im ganzen gehört diese Landschaft zu den Masurischen Seenplatten, ein in den Eiszeit gebildetes Geestland mit Hochmooren, Heide und Mischwald.

Aufstellung der Heere

Ordensheer
Die 50 Banner des Ordensheeres waren in so genannten Schlachtenhaufen zusammengefasste, die vom Hochmeister und von den Gebietigern geführt wurden. Ihre weit leuchtenden Gonfanons (Kampffahnen) überragten alle anderen Banner und Fähnlein und fungierten als Kommandoflaggen. Hinter jedem der großen Banner flatterten 20 bis 100 Pennonos. Diese Fähnchen schmückten die Lanzen der einzelnen Ritter und zeigten von allem das "Dabeisein" des jeweiligen Adelsgeschlechts an. Die dreieckigen Wimpel bezeichneten aber auch die kleinste taktische Einheit der damaligen Feudalheere, die "Lanze" oder den "Spieß". Die Schlachtenhaufen I bis III waren in etwa gleich groß und standen in einer 1.500 m breiten Front den Polenheer gegenüber.

Schlachthaufen I
Oberster Marschall Friedrich von Wallenrode
ca. 4.000 Reiter, Ordensdienste und Städter

Schlachthaufen II
Hochmeister Ulrich von Jungingen
ca. 4.000 Reiter, Ordensritter und Ordensleute

Schlachthaufen III
Großkomtur Kuno von Lichtenstein
ca. 4.000 Reiter und Gastritter, Söldner und Bogenschützen

Schlachthaufen IV
Oberster Treßier Thomas von Mernheim
ca. 2.000 Reiter; Söldner und die Kulmischen als Reservetruppen

Lagertruppen
Oberst Spittler Werner von Tettingen
ca. 6.000 Mann Fußvolk, wehrhafte Bauern und Bogenschützen

Artillerie
etwas 100 gegossene Terrasbüchsen verschiedenen Kalibers mit faust- oder kopfgroßen Kugeln, verteilt vor der Ordensfront.

 

Polenheer
Das Polnische Heer bestand aus zwei annähernd gleich großen Kriegs-haufen, dem polnischen und dem litauisch-russischen Flüge:

polnischer Flügel:
König Jagiello
ca. 10.000 polnische Reiter, 1.000 Moldauer und 500 böhmische Söldner, dahinter Pulks von Fußvolk

litauisch-russischer Flügel:
Großfürst Witold
ca. 5.000 Litauer, 3.000 Tartaren, 2.500 Smolensker und Moskowiter

Die Masse des polnischen Kontingents verteilte sich hinter 56 Fahnen, die die verschiedenen Woiwodschaften oder Fürstentümer kennzeichneten.

Die Schlacht am 15. Juli 1410

Die Schlachtaufstellung geschah aus der Bewegung beider Heere heraus. Der Orden zog von Grünfeld auf dem Verbindungsweg nach Ludwigsdorf südostwärts herauf, das Polenheer kam aus dem Gebiet zwischen Logdau und dem Laubersee nach Ludwigsdorf; und beide Heere schwenkten, eine breite Bodensenke zwischen sich, aus der parallelen Marschbewegung aufeinander zu.

Die Aufstellung der Schlachtenhaufen dauerte bis in den späten Vormit- tag; und es heißt, dass besonders die Ordensritter in ihrem drückenden Rüstungen unter der Junihitze litten. Beide Seiten warteten, wer den Angriff durch die Niederung zuerst wagen und dem Gegner den taktischen Vorteil des Gegenstoß überließ.

Die Schlachtaufstellung am 15. Juli 1410

Der ungeduldige Witold auf dem rechten Flügel eröffnete dann mit seinen Litauern die Schlacht und stieß mit leichtbewaffneten Reiterscharen auf die gepanzerten Kämpfer des Ordensmarschall Friedrich von Wallenrode. Diese warfen die Litauer und Tartaren, die schwere Verluste erlitten, im mächtigen Ansturm zurück und durchbrachten die Front des litauischen Heeres. Die Ordensritter verfolgten die Flüchtenden bis hin zu den Maranse-Sümpfen. Dadurch kamen sie jedoch verspätete und zudem abgekämpft auf das eigentliche Schlachtfeld zurück.

Die Eröffnung der Schlacht

Nachdem sich der Ordensmarschall mit seinem Banner, den Tartaren nachsetzend, aus dem Blickfeld des Hochmeisters verloren hatte, sah sich dieser in der Mitte des Schlachtfeldes dem zahlenmäßig weit überlegenen Polenheer, das den deutschen Rittern  an Ausrüstung und Kampfkraft kaum nachstand, gegenüber. Die linke Flanke war nun ungedeckt, denn die Reservebanner des Kulmerlandes zogen erst heran.

Nun ließ der polnische König sein mächtiges Zentrum, gebildet aus Königstruppen und den Kontingenten aus Kleinpolen und Krakau sowie Söldnerhaufen aus Böhmen, in die Senke des Schlachtfeldes vorrücken. Sofort gab auch der Hochmeister das Zeichen zum Angriff.

Der Angriff im Zentrum

Ulrich von Jungingen stürzte sich in herkömmlich mittelalterlich-naiver Kampfmanier an der Spitze seiner Banner ins Kampfgewühl. So kam es zur Hauptschlacht. Es gab nun keine geordneten Befehle und Gefechtseinsätze mehr; stundenlang dauerte der Kampf Mann gegen Mann. Der Hochmeister durchbrach mit seinen Getreuen dreimal die polnischen Schlachtreihen und zeichnete sich durch bewundernswerte Tapferkeit aus. Er war deshalb sicherlich ein Held; ein Feldherr war er in dieser Schlacht nicht.

König Jagiello dagegen, der außerhalb des Schlachtengeschehens auf einem Hügel die Kampfhandlungen verfolgte, schickte überlegt nach und nach neue oder geordnete Pulks in die vorderste Linie. So wurde die Kraft des Ordensheeres allmählich gebrochen. Der Kampf bis zum Abend war körperliche Schwerstarbeit, bis schließlich die schwergepanzerten Ordensritter allmählich zurückzuweichen begannen. Auch auf dem rechten Flügel versanken die Banner des Ordensheeres zwischen Reitertruppen der Rotreußen und Moldauer und wurden vernichtete.

Die Lage am späten Nachmittag

Vergeblich sammelte der Hochmeister außerhalb des Schlachtfeldes noch einmal 15 Fähnlein und ritt mit diesen gegen die rechte Flanke der Polen an. Sie stießen aber auf frische Truppen, wurden umzingelt und geschlagen. Ulrich von Jungingen fiel; um hin herum hatten 202 Ordensbrüder ihre Treue mit dem Tod bezahlt. Die vom Gefecht aus den Marne-Sümpfen zurückgekehrten Ritter des Marschalls von Wallenrode, der ebenfalls gefallen war, konnten in ihrem abgekämpften Zustand auch nicht mehr rettend eingreifen, zumal sie von Witolds Smolenskern aufgehalten und auseinander getrieben worden waren.

Zu allen Unglück senkten nun der Bannerträger der Kulmer, Niklaus Renys, das Feldzeichen und gab damit seinen im so genannten Eidechsenbund verschworenen Einheiten das Zeichen zur Flucht, die sofort allgemein wurde.

Das Ende der Schlacht

Die Wagenburg hinter der Front gewährte keinen ausreichenden Schutz; sie wurde von den Polen im ersten Sturm genommen. Tausende weitere Kämpfer fielen. Die Niederlage des Ordensheeres war vollständig.

Viele Gefangene ließ der Polenkönig laufen, in der weisen Voraussicht, dass diese den Eindruck der großen Niederlage des Ordens durch ihre Berichte nur steigern könnten. 51 Banner des Ordens wurden erobert und in die Hauptstadt Krakau gebracht.

Der Leichnam des in der Schlacht gefallenen 26. Hochmeisters des Deutschen Ordens, Ulrich von Jungingen, verbrachte man auf Geheiß des polnischen Königs in die Marienburg. Dort fand er in der Annenkapelle seien letzte Ruhestädte.

Zehn Tage nach der Schlacht bei Tannenberg, am 25. Juni 1414, traf Jagiellos Heer vor der Marienburg ein. Heinrich Reuß von Plauen, der Komtur von Schwetz, hatte zu diesem Zeitpunkt die Festung mit seinen Grenztruppen und den Resten des Ordensheeres bereits in den vollen Verteidigungszustand versetzt. Nach zweimonatiger Belagerung musste Jagiello jedoch mit seinem Heer wieder abziehen, ohne irgendeinen Erfolg verbucht zu haben.

Der Krieg zwischen dem Deutschen Orden und Polen-Litauen fand im Frieden von Thorn am 1. Februar 1411 seinen Abschluss. Die territorialen Verluste des Deutschen Ordens waren verhältnismäßig gering. Die schwerste Last, die der Orden aufgebürdet wurde, war ein Lösegeld von 100.000 Schock böhmischen Groschen bzw. 260.000 Gulden für die Räumung der Burgen und die Auslösung der Gefangenen, die in die Hände der Sieger gefallen waren, darunter die jungen Herzöge von Stettin und Öls.

Auf den Frieden von Thorn folgte eine lange Periode finanzieller, politischer und militärischer Schwäche des Deutschen Ordens, auch ausgelöst durch die großen Verluste an Menschenleben, Tieren und Material in der Schlacht von Tannenberg.

Quelle: Abschrift
Militärgeschichtlicher Reiseführer
 K. B. Müller  A. Tegelmeier
Verlag E.S. Mittler & Sohn, 2000